Magen-Darm-Ärzte von Politik enttäuscht

Wieder gewählter Verbandsvorstand plädiert für Freiberuflichkeit

(22.4.2024) „Wir erleben zurzeit einen sehr bedenklichen Trend in eine zunehmend staatlich reglementierte Gesundheitsversorgung der Bevölkerung“, erklärte der alte und neue Verbandsvorsitzende, Dr. Ulrich Tappe, im Rahmen der Jahrestagung der niedergelassenen Magen-Darm-Ärzte am Wochenende in Nürnberg. „Statt den etablierten und erfahrenen Akteuren Freiräume für eine sachgerechte und effiziente Gestaltung der ambulanten Versorgung zu eröffnen, werden bestehende Hemmnisse zementiert und ineffektive Konkurrenzstrukturen auf den Weg gebracht.“

Vor dem Hintergrund der demografischen Entwicklung gerät die Gesundheitsversorgung zunehmend unter Druck. Der steigende Bedarf für diagnostische und therapeutische Leistungen muss bewältigt werden. Gleichzeitig explodieren die Kosten, Leistungserbringung wird in den ambulanten Bereich verschoben und das benötigte Fachpersonal sowohl im ärztlichen wie auch im pflegerischen und im Bereich der Medizinischen Fachangestellten wird knapp. Nachwuchs ist immer schwerer zu generieren.

Statt nun die zahlreichen stringenten Beschränkungen für die Erbringung ambulanter Leistungen konsequent im gesamten vertragsärztlichen Bereich zurückzufahren, wird der Kliniksektor – in den überall entstehenden unterversorgten Regionen – auf breiter Front sowohl für die hausärztliche Betreuung als auch für ambulante fachärztliche Untersuchungen und Behandlungen geöffnet. Sicherstellung und Bedarfsplanung werden den vertragsärztlichen Körperschaften aus der Hand genommen. Sie werden umgangen bzw. ausgehebelt. Planwirtschaft gewinnt die Oberhand und vorwiegend unter wirtschaftlichen Zielen agierenden Investoren wird der Weg frei gemacht.

Dabei werden selbstständige Praxen en passant in eine unfaire Konkurrenzsituation gestoßen, in der viele nicht werden bestehen können. „Aber nicht nur die Selbständigkeit, sondern auch der freie Beruf ist in Gefahr“, so Dr. Tappe, „wenn der Arzt keine eigenständigen Entscheidungen mehr treffen kann und nur noch einer gewinnorientierten Wirtschaftlichkeit oder einer staatlichen Planwirtschaft unterliegt. Der eingeschrittene Weg in die staatlich organisierte Planwirtschaft nimmt den Untergang der Selbstbestimmung und damit der Freiberuflichkeit billigend in Kauf.“